Rudelhaltung als Challenge & Chance

Dieses Kursangebot basiert auf jahrzehntelanger eigener Erfahrung in der Rudelhaltung und ist aus Beobachtungen und Erzählungen in meinen laufenden Kursen entstanden. Die Haltung mehrerer Hunde stellt uns vor ganz spezielle Herausforderungen - und gleichzeitig bietet sie einzigartige Möglichkeiten für die Hundeausbildung und den Umgang im Alltag. Gängige Kurse in Hundeschulen können immer nur mit einem Hund besucht werden, während der Rest des Rudels im Auto oder zu Hause warten muss. Dabei finden Hundekurse ja in der Freizeit statt, die man gerne mit seinen Fellkumpels zusammen verbringen möchte. Und ein gut ausgebildeter einzelner Hund "funktioniert" deswegen noch lange nicht automatisch wunschgemäss im Rudel. Denn bereits mit zwei Hunden wird die Rudeldynamik deutlich spürbar, ist doch neben dem ersten Hund auch noch ein zweiter und dazu beide im Rudel zu managen. Mit dieser Dynamik einen guten Umgang zu finden, ist Ziel dieses Angebots. Themen wie Respekt, Toleranz, Impulskontrolle, Konkurrenz und Kooperation bilden dabei die Grundlagen. Daneben ergibt sich aus jeder Konstellation und damit für jedes Team selbstverständlich eine ganz individuelle Thematik.

Der Hund ist wie wir Menschen ein soziales Wesen und daher fähig, soziale Kompetenzen zu erwerben und gegebenenfalls auch anzupassen oder zu verändern. Dabei hat der Hund sich mit der Herausforderung auseinanderzusetzen, dass er sich quasi in zwei unterschiedlichen sozialen Gemeinschaften bewegt. So ist es beispielsweise hündische Konvention, dass als Teil der Begrüssung Artgenossen an verschiedenen Körperstellen einer Geruchskontrolle unterzogen werden - Menschen gegenüber ist dieses Verhalten weniger angebracht, bisweilen sogar peinlich. Doch woher soll das ein Hund wissen, wenn es ihm nicht beigebracht wird? Was ein gutes Miteinander ausmacht, soll folgendes Beispiel illustrieren: Eine Frau geht mit ihrem erwachsenen Sohn einkaufen. Da spuckt dieser unvermittelt mitten im Laden seinen Kaugummi auf den Boden und provoziert damit rundherum erstaunte bis entsetzte Blicke. Dass die Mutter zu ihrem Sohn sagt: "Du kannst nicht einfach mitten im Einkaufsgeschäft deinen Kaugummi auf den Boden spucken!" und der Sohn entgegnet: "Warum nicht?" lässt uns nun erst recht mit unverständigem Kopfschütteln reagieren. Wüssten wir um die Umstände, dass dieser junge Mann nämlich durch ein Schädel-Hirn-Trauma sämtliche ursprünglich erworbenen konventionellen Verhaltensweisen verloren hat und sich mühsam jede einzelne wieder erarbeiten muss, hätten wir möglicherweise Verständnis für diese Situation. Wenn sich aber unsere erwachsenen Hunde entsprechend verhalten, reagieren wir ohne nachzudenken allzu oft mit einem entzückten: "Jööö, sooo härzig!" Und wehe es schüttelt jemand im Umfeld den Kopf! Soweit funktioniert das bei Einzelhundehaltung erstaunlicherweise recht oft recht gut. Doch in der Dynamik eines Rudels droht ohne genügend klare Verhältnisse und Regeln schon eher mal die eine oder andere Situation aus dem Ruder zu laufen. Dabei bietet uns gerade das Zusammenleben mit mehreren Hunde so einzigartige Möglichkeiten für Beobachtungen, aber auch gemeinsame Aktivitäten, die Ein-Hunde-Haushalten vorenthalten bleiben. Dieses Kursangebot konzentriert sich daher einerseits auf Übungen, die dem besseren Verstehen von Rollen, Verhaltensweisen und Reaktionsmustern jedes Individuums im Rudel dienen sollen. Auf der anderen Seite werden mit gezielten Aufgaben Anregungen vermittelt, die den Alltag mit Rudel in vielerlei Beziehung bereichern können.